Werbung, Interna und allgemeine Resterampe

In der Reihe „Berlin-Leipzig-Berlin-Leipzig-und so weiter“ präsentieren wir euch unsere Erlebnisse der einwöchigen Ausdauerbahnfahrt zwischen Berlin und Leipzig. Viel ist passiert in dieser Woche Abenteuer. Doch möchte das wirklich jemand wissen? Auch falls nicht, wir schreiben es ins Internet:

Das ist es nun also: das große Verwurstungsfinale! So etwas kennt man sonst nur von den Großen der Branche, die noch einmal das Letzte aus der Merchandisemaschinerie herauszupressen versuchen. So fühlt es sich also an, wenn einem die Ideen und Erlebnisse ausgehen, aber noch zweieinhalb Staffeln geschrieben und produziert werden wollen. Plötzlich tauchen Nebenfiguren auf, denen man beim ersten Auftritt bereits ansieht, dass sie nichts zur Plot-Entwicklung beitragen werden. Oder es wird ein Projekt des Projektbeginnens wegen begonnen. Da verwundert es wohl auch niemanden, wenn hier plötzlich ein kleines Pflänzchen auftaucht!

Was es wohl mit dieser Pflanze auf sich hat?

Als ob wir nicht genug getan hätten in der gesamten Woche! Doch auch noch an unserem letzten Abend in Leipzig hatten wir Großes vor und retteten todesmutig eine kleine, beinah verstorbene Palme vom Müll. Denn wir sahen und ergriffen unsere Chance, eins der großen Lebensziele abzuhaken: einen Baum zu pflanzen! Da sich unser Gastgeber bereits im Urlaub befand, pflanzten wir das Pflänzchen kurzerhand in die Spüle – mit dem Gedanken, dass es dort sicherlich schon selbstständig ein wenig Wasser finden und nicht vertrocknen würde. Dass nun diese Palme zu einem respektierten Familienmitglied heranwachsen konnte, ist also unserer Tatkraft und unserem Scharfsinn zu verdanken. Ähnlich beschreibt es auch Gastgeber Korla: „Nachdem wir aus dem zweiwöchigen Urlaub zurückkamen, lag da so ein Stück einer Palmenpflanze in der Küche im Waschbecken. Das war ja nur ein abgebrochener Ast mit wenig Chancen zum Überleben. Dennoch habe ich ihn gehegt und gepflegt und etwa einen Monat in ein Wasserglas gestellt und das Wasser stets frisch gehalten. Eines Tages bildeten sich tatsächlich Wurzeln. Ich gab ihm noch ein wenig mehr Zeit im Wasser bis die Wurzeln groß und kräftig waren und pflanzte ihn in einen Topf. Nun steht die Pflanze seitdem bei uns in der Wohnung rum.“  – Wie gesagt, unsere Tatkraft!


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Bei DJ Oooh Yeah fand unsere rauschende Abschlussfeier der Bahnfahrtwoche statt. Was der Junge nicht in den Händen an den turntables hat, macht er durch seine Begeisterung wieder wett. DJ Oooh Yeah im Austerclub: dringendste Empfehlung für den nächsten Berlinbesuch (7 von 5 Sternen)!


Um das Publikum bei der Stange zu halten, wird häufig auch das Stilmittel der plötzlichen, wenn auch unnötigen Wendung genutzt. Eine kleine Katastrophe muss also her – ein Kataströphchen!

Nach dem überraschend tollen Tag in Bitterfeld saßen unsere beiden Protagonisten mit ihrem berliner Gastgeber bei berliner Bier und Pizza beim typisch-berliner Italiener  Berliner beisammen und erzählten von ihren Erlebnissen. Man plauderte und plauderte, doch schon während des Erzählens beschlich sie das unheimliche Gefühl, das diesem Projekt das Scheitern bereits seit Beginn innewohnte. Wo waren der Elan, die Verve, die Emotionen geblieben, die die bisherigen Tage auszeichneten? War dies überhaupt die richtige Art Urlaub zu machen? Verzweifelt und mit tränenerstickten Stimmen wurde sogar in Erwägung gezogen, die Fahrt abzubrechen und sich neue Aufgaben zu suchen [An dieser Stelle setzt dramatische Musik ein. Man sieht traurig dreinblickende, fahle Gestalten, die gebeugt am Tisch mit rot-weiß-karierten Decke über einem angebissenen Pizzastück kauern. Die Blicke gehen ins Leere, Verzweiflung trieft aus allen Poren (Zeichnung aus Mangel an Talent nicht angefertigt)].

„Ich hab’s!“, rief Piotr plötzlich und schlug mit der Faust auf den Tisch. „Wir gründen ein Start-Up!“ „Au ja!“, riefen die anderen und Stani unterschrieb direkt einen Mietvertrag für Büroräume. Die Gründerstimmung hatte uns gepackt und beim ersten Brainstorming, was wir denn nun genau machen wollten, kamen schon gute Ideen zuhauf auf. Die erstbeste war, Zuckerrüben genetisch so zu verändern, dass sie zu Coca- oder Klatschmohnrüben würden. So könnte man sicher Bolivien und Afghanistan befrieden (mehr hatten wir nicht im Sinn). Und auch der Pharmaindustrie wollten wir unsere Dienste anbieten, denn wir wollten Hefen züchten, die Pharmazeutika direkt in Pillengröße herstellten.

Und da wir gerade dabei waren, überlegten wir, ein großes Containerschiff zu kaufen und umzugestalten, so dass man darauf auch leben kann.  Zusätzlich sollte es unter Deck Labore geben, die wir vermieten wollten. Wozu diese Labore genau genutzt werden sollten (Drogenherstellung, Menschenversuche, etc.), nun, dafür ist ein Betreiber ja sicher nicht haftbar (müsste noch mit dem Grantlfantanwalt abgeklärt werden). Falls doch, so könnten wir als Plan B das Schiff in internationale Gewässer bringen, wo man frei von den Unternehmergeist einschränkenden Gesetzen operieren kann. Um aber wirklich auf Nummer sicher zu gehen, käme auch noch die Alternative in Betracht,  mit unserem Versuchsschiff an einer alten Bohrinsel anzulegen und dort unseren eigenen Staat auszurufen. Schließlich wären wir rechtlich am abgesichertsten, wenn wir selbst als Staatsoberhäupter die Gesetze machen würden.

Der Grantlfant schaut zufrieden grantelnd auf seine Flotte.

Leider wurden diese vielversprechenden Alternativprojekte bis heute aufgrund von Gründen (Geld, Zeitmanagement, Faulheit, Illegalität) nicht realisiert.


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Mit dem VariUTé bietet das UT Connewitz in Leipzig alles, was der kleine Mann (Piotr) begehrt: ein bisschen Akrobatik, ein bisschen Witzigkeit, ein bisschen Ablenkung von der faden Existenz. Besonders gut gefiel uns ein Akrobatenpaar, das nach einigen Missgeschicken darauf beharrte, die Nummer noch anständig zu Ende zu bringen. Nach mehreren Versuchen hieß es „Einmal versuchen wir es noch, das muss doch klappen“ – tat es nicht. Eine junge Frau im Publikum erfreute dies derartig, dass sie dauernd lauthals auflachte, was wiederum uns und den Rest des Publikums animierte, es ihr gleichzutun.

Hopp! Wupp! Hopp! *klonk* Mist!

Und wenn es eine Sache gibt, die immer „geht“, dann ist es: Geschichte! Geschichte – das mögen die Leute. Da langweilt sich niemand. Tauchen wir also ein in diese wunderbare, nicht mehr existierende Welt:

Am Donnerstagabend beschritten wir „Schlesische Spuren an der Spree“ und hörten geduldig den gleichnamigen Vortrag von Roswitha Schieb* in der opulenten Villa Oppenheim. Dort lernten wir, dass Berlin ohne die Schlesier nichts, aber auch gar nichts wäre! Nicht nur waren alle bedeutenden Architekten Schlesier, so dass es im Vortrag dauernd hieß: „Langhans dies! Langhans das! Langhans jenes!“ Dieser Langhans steht heute leider im Schatten Schinkels, war aber zu Lebzeiten unangefochten einer der bedeutendsten preußischen, nein, schlesischen Baumeister.  Sondern auch all diese großen Steinplatten der Bürgersteige sind aus Schlesien. Man sieht, wohin man auch geht in Berlin: Schlesien!

Schon um die letzte Jahrhundertwende hieß es, jeder zweite Berliner sei ein Schlesier, so dass bei Piotr ein Verdacht aufkam: Schlesien wurde von Friedrich dem Großen nur erfunden, damit dort Menschen leben können, die nach Berlin ziehen können. Wie die Geschichte nun genau ablief, ist auch heute noch unter Historikern umstritten, nur soviel ist sicher: „Friedrich der Große mochte die Schlesier, weil sie so loyal, intelligent und eifrig waren. Im Gegensatz zu den faulen und dummen Brandenburgern, die zu nichts zu gebrauchen waren und schlimmer noch: ständig aufbegehrten und nörgelten.“ – Zitat der Vortragenden, aus der Erinnerung mäßig präzise rekonstruiert.


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Nach unserer letzten Fahrt zog es uns noch zum Konzert des Cristobal Rey Trios mit Tomás Peralta am Bass. Tomás gilt als bester Künstler Berlins und ist zufällig der Haus- und Hofkomponist der nordsorbischen Minderheit. Auch ist er ein Künstler mit Herz, der sich noch Zeit für seine Fans nimmt. So lud er uns noch auf unsere eigenen Kosten in eine nette Bar ein und gab uns die Möglichkeit, das Erlebte allein zu verarbeiten („Ich bin müde, macht’s gut!“). Toll!


In Berlin fanden wir Kartoffeln auf der Straße! In Berlin! Kann man sich nicht ausdenken sowas!


* amazon-affiliate-Links [d.h. hier sahnen wir fette Provisionen ab, wenn ihr einkauft! Keine Sorge, teurer wird’s für euch dadurch nicht.]