In seiner Freizeit nimmt der Grantlfant gern an Wettbewerben teil, nur mit dem Ziel, dass die Beiträge trotz ihrer minderwertigen Qualität abgelehnt werden. Hier gibt es nun für alle außerhalb der Jury auch nochmal die Möglichkeit, unseren Kram abzulehnen:
Die Stadt Schramberg im Schwarzwald, in der der Uhrenhersteller Junghans angesiedelt und außerdem Gitta Saxx (Playmate des Jahrhunderts) aufgewachsen ist, war mit ihrem Slogan „Schwarzwaldqualität erleben“ nicht mehr so recht zufrieden. Drum ließen die Stadtältesten verkünden: Gefragt ist ein pfiffiger, einprägsamer Slogan mit hohem Wiedererkennungswert! Nichts leichter als das! Und wo so eine Forderung gestellt wird, da ist ein Vorschlag des Grantlfanten nicht weit!

Als Gewinn wurden nicht nur der Ruhm und die Ehre ausgelobt, einer deutschen Mittelstadt einen Stadtslogan zu verpassen, sondern als Kirsche obendrauf sollte der Gewinner einen Rundflug über den Schwarzwald genießen dürfen. Es galt sich also anzustrengen! Doch diese Preise wollten hart verdient sein; Schramberg legte die Messlatte hoch, man hatte bereits sehr konkrete Vorstellungen:
„In zwei Workshops hatte bereits ein Lenkungskreis die Elemente des Markenkerns auf zwei Positionierungsthemen verdichtet: Schwarzwald und Zeit(en).“ Gesucht war ein Slogan, der …
- zu Schramberg passt,
- in prägnanter Form die wesentlichen Charakteristika der Stadtmarke transportiert,
- einen deutlichen Bezug zu den beiden Positionierungsthemen „Schwarzwald“ und „Zeit(en)“ herstellt (muss nicht zwangsläufig die wortwörtliche Nennung der beiden Begriffe bedeuten),
- interne Zielgruppen (Bürger/innen aller Altersklassen und jeder Herkunft, ansässige Unternehmen etc.) und externe Zielgruppen (Gäste, Touristen, Investoren, Fachkräfte, Unternehmen etc.) gleichermaßen anspricht,
- ausdrucksstark und einprägsam ist,
- nachvollziehbar und nicht erklärungsbedürftig ist,
- sympathisch ist (nicht belehrend oder überheblich),
- unverwechselbar ist und einen hohen Wiedererkennungswert besitzt,
- originell und außergewöhnlich ist,
- auch ohne Logo für sich alleine stehen kann.
Das Ziel: „Schramberg soll eine einzigartige, sympathische und attraktive Stadtmarke werden, die nach innen und außen strahlt.“ Für die Vorbereitung dieses Anliegens wurde die Firma imakomm-AKADEMIE zurate gezogen, wobei ihre überzogenen Honorarforderungen von 16.000 Euro von den Stadtherren auf lumpige 6.500 Euro heruntergehandelt werden konnten. Dafür stieg natürlich die Eigenbeteiligung der Schramberger Verwaltung. Bewohner berichteten, dass durch diesen Prozess das bürokratische Leben der Stadt zum Erliegen kam.
Durch die präzisen Vorstellungen der Stadt, war es dem Grantlfanten ein Leichtes, viele gute Ideen zu produzieren, beschränkte sich aber auf eine kurze Liste mit den 17 prägnantesten Vorschlägen. Diese wurde zur Abstimmung nach Schramberg geschickt:
- Uhrenstadt Schramberg – Zeit für Schwarzwald
- Stadt Schramberg – Höchste Zeit für Schwarzwald!
- Stadt Schramberg – Schwarzwald rund um die Uhr
- Schramberg – Schwarzwald 24/7
- Charmeberg Schramberg
- Stadt Schramberg – Zeitlos schöner Schwarzwald
- Schramberg – Die Schwarzwaldstadt!
- Schramberg + Zeit = Komödie
- Zeit vergeht – Schramberg bleibt
- Schramberg – Es ist meine Zeit!
- Schramberg – Meine Zeit im Schwarzwald
- Schramberg – Stadt der Zeiten
- Stadt Schramberg – Umgehungsstraße jetzt!
- Schramberg – Am Puls der Zeit
- Schramberg – Zeit für Schwarzwaldqualität
- Stadt Schramberg – Junghans, Junghans, Junghans!
- Stadt Schramberg – Die moderne Uhrenstadt im Schwarzwald
1. | Schramberg – so tickt der Schwarzwald | 28,40 % |
2. | Schramberg – erleben, wie der Schwarzwald tickt. | 13,58 % |
3. | Schramberg. Schwarzwald am Puls der Zeit | 28,40 % |
4. | Schramberg – hier tickt der Schwarzwald! | 12,35 % |
5. | Schramberg – hier findet Schwarzwald. Zeit. Stadt | 12,35 % |
6. | Schramberg – meine SchwarzwaldZeit | 2,47 % |
7. | Schramberg – Da wo der Schwarzwald tickt | 2,47 % |
Hinter den Slogans sind bereits die Prozentzahlen aus dem „1. Bürgervotum“ vermerkt, wobei von den beiden bestplatzierten in einem „2. Bürgervotum“ der endgültige Slogan gewählt werden sollte. Stutzig machten zum einen die häufigen Dopplungen bei den Prozentzahlen, zum anderen auch das auf der Homepage veröffentlichte, leicht enttäuscht klingende „Die Beteiligung war leider etwas zurückhaltend.“. Doch wie hoch war die Akzeptanz für die Aktion in der Stadt? Wieviele der 20985 Schramberger (Stand Dez. 2015) haben Interesse für die neue Stadtmarke mindestens geheuchelt? Und wieviele wollten sich engagieren, das Beste aus den besten Slogans herauszuholen? Bei überwältigenden 476 eingesandten Slogans sollten sich ja Heerscharen an Wahlwilligen zusammenfinden und die Auszählungskapazitäten der Schramberger Stadtverwaltung an ihre Grenzen bringen. Der Grantlfant warf Hirn und Heimcomputer an und siehe da: Nach Adam Grantlriese waren es genau 81 Schramberger, die bei dem Bürgervotum mitgemacht haben. Was bei der oben genannten Einwohnerzahl eine Votumsbeteilung von phänomenalen 0,39 % ergibt. Das bedeutet auch, dass die beiden Spitzenreiterslogans von jeweils 23 Schrambergern befürwortet wurden, wohingegen sich für die Plätze 6 und 7 lediglich je 2 (zwei) Stadtbewohner erwärmen konnten. Vermutlich der Einsender selbst und sein loyalstes Familienmitglied. Vom versprochenen zweiten Bürgervotum ist derweil zumindest auf www.schramberg.de noch nichts bekannt geworden. Das Überbringen schlechter Nachrichten zählt eben nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen eines Produzenten schlechter Nachrichten.

Ein Whistleblower aus der Stadt bestätigte dem Grantlfanten bereits vor vielen Wochen exklusiv, dass die Stadt nun doch beim alten Slogan bleiben wolle. Durchgesickert ist diese Information schließlich auch zur Regionalzeitung „Schwarzwälder Bote“, die einige fadenscheinige Ausflüchte und Stammeleien der Verantwortlichen zusammentragen konnte.
Der eigentliche Grund für das gescheiterte Projekt liegt indes wohl an der geringen Akzeptanz, die das erste Bürgervotum gezeigt hat. Man munkelt, die Bürger seien enttäuscht zu Hause geblieben, da kein Grantlfant-Slogan zur Wahl stand. Verständlich. Was nun aus dem Preis „Rundflug über den Schwarzwald“ wird, ist ebenfalls noch unklar. Um dem geprellten Piloten eine Freude zu machen, bietet sich hiermit der Grantlfant an den Preis wohlwollend anzunehmen. Der Schramberger Oberbürgermeister Thomas Herzog signalisierte bereits die Bereitschaft weitere finanzielle Mittel zur Markenfindung im neuen Haushalt berücksichtigen zu wollen.
Der Grantlfant sagt danke.