In der Kategorie „Grantlfant intern intim“ plaudert der Grantlfant aus dem Nähkästchen, lässt auch mal die Praktikanten zu Wort kommen und gibt sich als sympathischer, transparenter Multimediakonzern. Und weil wir so gern über das Geld reden, das wir nicht haben, geht es hier schon wieder um den schnöden Mammon. Diesmal ein Rückblick auf das Geschäftsjahr 2017.
Es war Juni, der Sommer hatte bereits Einzug gehalten, aber noch nicht verraten, wie schlimm/schön er denn werden wollte. Und an diesem Vorsommertag flatterte ein Bescheid vom Finanzamt Bingen/Alzey ins Haus, worin es beinah wortwörtlich hieß: „Gute Arbeit, Herr Grantlfant! Das geht schon alles irgendwie in Ordnung. Weiter so!“ Vielleicht las es sich ein wenig weniger euphorisch und etwas mehr beamtisch. Aber die Grundstimmung des Briefes stimmte schon und was soll man sagen? Der Grantlfant hat auch 2017 wieder „abgeliefert“ und seine Venture-Kapitalisten und Business Angels beglückt. So konnten wir wieder einmal unseren Hauptkonkurrenten in der Start-up-Szene Uber weit hinter uns lassen. Nachdem wir bereits 2016 mit einem um 2.800.000.006,46 US$ höherem Ergebnis als Uber abschließen konnten, legte der Grantlfant 2017 noch einmal eine Schüppe drauf: 4.800.000.114,49 US$ (in Worten: VierkommaachtMILLIARDENundeinbisschen USdollar) mehr in der Grantlfantkasse! Also ganze 100 Euro und 24 Cent! Kein Wunder, dass man sich beim Finanzamt freut, so ein Unternehmen im Bezirk zu haben.
Traditionell hatten unsere gesammelten Preisgelder einen eher bescheidenen Anteil am Gewinn – dafür konnte sich im Gegenzug unsere Kategorie der abgelehnten Wettbewerbsbeiträge freuen. Mehr ins Gewicht fiel da schon eher unser bisher bestverkauftes E-Book: Hitlers Mein Kampf – Eine sortierte Edition. Wir waren zwischenzeitlich sogar zweistellig in der Platzierung bei amazon (anerkennendes Raunen). Besonders das Weihnachtsgeschäft brummte, so dass wir unseren Liebsten auch ein paar Kleinigkeiten unter den Baum legen konnten. Zum Beispiel die frischprogrammierte Bibelfant Android-App, womit wir obendrein auch uns etwas Gutes taten. Außerdem sorgten Freunde und Förderer des Grantlfanten (aber auch wir selbst) für unser Wohl und kauften Produkte, auf die unsere Designs gemalt wurden. Man kann also nun nicht nur uns, sondern auch die Grantlfantmotive auf der Straße bewundern.

Es ist also viel passiert im Jahr 2017, doch wenn der Grantlfant wirklich einmal groß rauskommen möchte, dann fehlt ihm noch der ein oder andere Euro für Werbung, neue Produkte und um Konkurrenten mit fiesen Mitteln vom Markt zu drängen. Und da kam ein überraschendes Angebot von Carlos grad zur rechten Zeit:
„Hello, I am a financial and investment consultant representing a group of high-end investors currently seeking interesting and exciting investment opportunities and projects to make short-term and long-term investments„
Wir fühlten uns natürlich geschmeichelt und wollten uns diese einmalige Chance sicher nicht entgehen lassen! Ruckzuck arbeiteten wir also einen Businessplan (endlich!) für unser Unternehmen aus und schickten ihn an Carlos (siehe unten). Doch dann: Funkstille. Wir befürchteten bereits – Himmel hilf! – ihn verärgert zu haben und dass er uns kein Geld für unser Business leihen würde. Waren die Herzchen-i-Punkte vielleicht zu viel? Oder waren es zu wenige? Wir hatten ja keine Ahnung, wie man einen ordentlichen Businessplan schreibt! Leider funktionierte die seriöse homepage seiner foundation zu dem Zeitpunkt noch nicht, so dass wir uns keine Informationen einholen konnten und einfach nur ratlos dasaßen. Erst auf Nachfrage, wann wir denn endlich mit der Auszahlung der ersten Tranche rechnen könnten, reagierte Carlos wieder. Er war geradezu unangenehm euphorisch („I will work very hard to assist you secure this investment funding„) und bat uns ein sehr laaanges (2 Seiten!) Formular mit Kontaktdaten und sonstigen Angaben auszufüllen. Da wir nicht wussten, ob wir Steuerschulden haben, oder einer von uns bereits einmal Insolvenz angemeldet hat, verschoben wir das „Projekt Carlos“ für’s Erste.

Die Frage bleibt aber bestehen: was sollen wir mit dem letztjährigen Gewinn und den potentiellen 50000 Euro von Carlos machen? Microsoft kaufte github, Bayer kaufte Monsanto – da bleibt für den Grantlfanten nicht mehr viel mehr als die Brotkrumen übrig. Gehen wir doch mal alle verbliebenen Optionen durch:
A) Der Grantlfant kauft das Camillo samt Kino in Görlitz. Oder fast. Zumindest könnten wir ein Kulturprojekt in Ostsachsen fördern und irgendwas machen, was den Menschen dort ein gutes Gefühl geben kann. Und damit die ganze Kohle, die wir mit Hitler angehäuft haben, gegen neue Hitler anwenden. (Hoffentlich wählen die meisten Leute diese Option, weil wir viiielleiiiicht schon was in die Richtung gemacht haben werden könnten.)
B) Der Grantlfant könnte das Geld in einen Ghostwriter investieren und endlich mal ein gutes, oder doch wenigstens ein neues Buch herausbringen. Am besten ein unelektronisches, eins zum Anfassen, aus lauter toten Bäumen. Vielleicht was mit Bildern, damit es sich leichter lesen lässt.
C) Wir könnten mit den hundert Euro eine Auszeit finanzieren und an einem Bühnenprogramm für 2019 arbeiten. Inklusive einer Eventlesung aus dem sortierten „Mein Kampf“, mit Pyroshow, Hochseilakt und einradfahrenden Bären. In mindestens 44 Städten.
D) Das Ergebnis von 2017 toppen? Wie unwahrscheinlich! Daher ist’s wohl am besten, sich zur Ruhe zu setzen und vom Gewinn den Lebensabend zu bestreiten. Oder zumindest aufhören, das Internet zu belästigen.
Schon Lenin fragte den Grantlfanten: Was tun?
- Das Camillo Kino in Görlitz sponsorn (38%, 3 Votes)
- Ein echtes Buch rausbringen (25%, 2 Votes)
- Das Internet in Ruhe lassen (25%, 2 Votes)
- Ein Bühnenprogramm ausarbeiten (13%, 1 Votes)
Total Voters: 8
