Abgelehnte Wettbewerbsbeiträge: Erotische Kirchgemeinde Wandersleben

In seiner Freizeit nimmt der Grantlfant gern an Wettbewerben teil, nur mit dem Ziel, dass die Beiträge trotz ihrer minderwertigen Qualität abgelehnt werden. Hier gibt es nun für alle außerhalb der Jury auch noch mal die Möglichkeit, unseren Kram abzulehnen:

In Wandersleben gehen Glaube und Erotik Hand in Hand. Um diese innige Verbindung gebührend zu feiern, entschloss man sich in der Kirchengemeinde einen Preis für erotische Dichtung auszuloben. Praktischerweise hatte man auch gleich einen gebürtigen Wanderslebener (Wandersleber?) parat, der als Namenspatron herhalten konnte. Und den Grantlfanten als sexuell aufgeladenen und willigen Wettbewerbsteilnehmer.

Foto | CTHOE, (CC BY-SA 3.0)
Foto | CTHOE, (CC BY-SA 3.0)

Christian Friedrich Hunold aka Menantes stammte aus Wandersleben und begründete mit Zeilen wie diesen seinen Ruhm als enfant terrible der Stadt:

Der Streit der Liebe

Die Welt liegt stets im Streit: doch dencket nicht ihr Helden/
Die ihr der Erden-Kreiß mit Stahl und Eisen zwingt/
Daß ich von eurem Kampf/ von Mord und Blut will melden/
Und wie ihr Land und Leut in eure Feßel bringt.
Ich meine diesen Krieg/ den wir mit Lieben führen/
Mit Liebe/ die diß Rund in ihre Bande schlägt/
Durch welche wir Gewalt an Leib und Seele spühren/
Und die die Helden auch zu ihren Füßen legt.
Die Liebe heißt das Band des Himmels und der Erden/
Wenn sie vollkommen ist: Wenn wir an Gott verknüpft/
Und mit der Welt in Gott zugleich verbunden werden/
Denn ist die Freude rein/ die in dem Hertzen hüpft.
Wenn aber uns die Welt zu ihren Gütern reißet/
Zur Schönheit die vergeht/ zu eitler Ehr und Lust/
Und uns mit Leib und Seel darein verlieben heißet:
So brennt verbotne Gluht in der verkehrten Brust.
Mit dieser Liebe hat ein Irdischer zustreiten.
Löscht er ihr Feuer aus und zündet neues an/
Das Oehl vom Himmel hat/ so schmeckt er Süßigkeiten/
Und fühlt was oben her ein Freuden-Feuer kan.

Ein erotisches Feuerwerk! Können wir das auch? Nein! Aber versuchen wir’s trotzdem? Also bitte… was für eine Frage:

Lügen! Alles Lügen!
Lügen! Alles Lügen!

Und mitgeliefert hatten wir natürlich einige wunderbare Texte und Gedichte:

Augenblick im Augenblick
Die Beine bestrumpft, seidig der Glanz,
elegant übereinander geschlagen.
Eine Wade, ein Knie, beinahe der Schoß
erst dort stoppt der Rock meinen Blick.
Jener liegt eng; zeigt mehr, als verhüllt,
umschlingt drängend Hüfte und Po.
Es lockt die Fülle, so reizvoll, so prall.
Ich halt nur mühsam die Finger zurück.
Ich reiße mich los, will noch mehr entdecken
und schweife die Taille entlang,
folge der Rundung, genieße die Sicht
in Vorfreud‘ auf das was nun folgt.
Ihr Busen er drängt sich dem Auge entgegen,
üppig und voll, wohlproportioniert.
Er hebt und senkt sich mit ihrem Atem,
ich bilde mir ein Erregung zu sehen.
Mein Blick wandert weiter, findet nackte Haut,
küsst sich hinauf am Schlüsselbein;
schmiegt sich an den Hals, an Wange, an Ohr,
und verliert sich am roten Mund.
Ihn umspielt ein Lächeln, ich blicke hinauf,
ihre Augen tiefgrün, mit Golde.
Sie blicken mich an, haben mich ertappt,
doch böse, nein, böse schauen sie nicht.

Fünf unreine Tierreime
Geschlechtsverkehr ist gar nicht schwer,
sagt das Gürteltier zum Eichelhäher.
Und dieser schaut auch ganz verzückt
als er das Gürteltier beglückt.

Verboten sind die Triebe
Verboten ist die Herzenslust
Doch wichtig ist die Liebe
Doggy-Style und Pferdekuss

Lieb mich wie ein Bienenschwarm
sagte sie und schleckte
am Honig – süß und ach so warm –
mit dem der Braunbär sich befleckte.

Ein Habicht flog einst übers Land
und fickte alles was er fand.
War es Hobby? War es Kitsch?
Ihm war’s egal – dem Habitch.

Ein leicht perverser Schabrackentapir,
der hatte eine richtige Rüsselgier.
Drum machte er online seine Wollust bekannt
da fand sich gleich ein lüsterner Elefant.

Ohne Titel
Zu lange habe ich warten müssen, zu lange liege ich schon hier, zu lange warte
ich auf den Reiz. Doch da, endlich, eine zärtliche Hand streichelt über meinen
Bauch und kitzelt leicht. Sie wandert nach oben, zielt auf die Brust, umkreist
spielerisch die Knospe. Mein Atem geht schneller, mein Körper spannt, wartet
auf die direkte Berührung. Aber die Hand lässt mich warten, spielt mit mir. Ich
warte, warte. Endlich greift sie, kneift sie leicht zu, ich krümme mich; zugleich
dem Schmerz entgegen und von ihm fort, koste ihn in seiner ganzen
Zwiespältigkeit aus. Plötzlich – eine zweite Hand, wieder am Bauch, doch diese
streichelt abwärts, streicht sanft über den Hügel, krault langsam durch
gestutztes Haar. Der Schmerz der einen, die Sanftheit der anderen;
Widerstrebendes vereinigt sich in meinem Kopf zu Neuem, Gutem. Doch die
eine Hand entlässt mich aus dem Schmerz, nähert sich aber bereits der
anderen Brust und auch die andere Hand bewegt sich; aber statt – wie erhofft –
direkt ins Zentrum zu zielen, fährt sie daran vorbei, berührt mich nur sacht mit
den Fingerspitzen und streicht an der Innenseite des Oberschenkels entlang.
„Wie gemein“, entfährt es mir und schon krallen sich zur Strafe beide Hände
fest. Die Nägel graben sich ins Fleisch und ich stöhne auf. Die Hand am
Oberschenkel löst sich bald wieder und wandert – wieder sanft – aufwärts,
Richtung Zentrum.
Ich halte die Spannung kaum noch aus, als sich endlich, endlich, die Hand um
meinen Schaft legt. So gereizt, das weiß ich, bin ich schon bald soweit, und die
führende Hand spürt dies und verstärkt den Griff und beginnt sich langsam auf
und ab zu bewegen. Ich keuche laut auf, merke, nein, genieße, wie die Hand
die Geschwindigkeit erhöht. Zu lange musste ich warten, zu gereizt, zu erregt
bin ich, um das Kommende aufhalten zu wollen, zu können. Ich bäume mich
auf, und das erlösende Aufstöhnen füllt den Raum, dringt heraus und kündet
den Nachbarn von meiner Lust. Ermattet sinke ich zurück in die Kissen,
schwelge in den postorgasmischen Gefühlen und freue mich, dass ich so gut
abschalten und loslassen kann bei der Selbstbefriedigung.

Aus 507 Autoren aus 16 Ländern wurden fünf Finalisten ausgewählt und ausgezeichnet unter denen sich nach unseren Berechnungen leider exakt null Grantlfanten befanden. Nicht mal eine Ablehnung ließ man uns zukommen! Aber wer so viel erotische Post bekommt, hat eben sicher andere Dinge zu tun und ist daher ganz blind für unsere Sehnsucht nach Ablehnung.