In unserer Reihe „Premium-Charaktere zum Gratisdownload“ möchten wir euch heute wieder eine Figur vorstellen, die die Geschichte so (vermutlich) nie geschrieben hat:

Ulrich Rehberg wurde am 19.12.1959 in Kiel geboren und war das dritte Kind seiner Eltern Klaus und Edith. Klaus war Fischer, Edith war vor der Geburt der Kinder Drogistin gewesen, später Hausfrau und Mutter. Die Familie lebte in Dänisch-Nienhof im Schwedeneck in einem Reihenendhaus, in dem Ulrich mit seinen beiden älteren Schwestern Ada (*1953) und Mechthild (*1955) das ausgebaute Dachgeschoss bewohnte. In einem Gespräch mit einem Freund beschrieb er seine Kindheit und Jugend im hohen Norden schlicht als „normal“, ansonsten schwieg er sich über die Zeit auf dem Dorf meist aus. Seine Lehrer bezeichneten ihn als ruhigen und unauffälligen, klugen aber faulen Schüler. Nach der Grundschule besuchte Ulrich das Gymnasium in Kiel, wo er später auch seinen Grundwehrdienst bei der Marine absolvierte. 1978 ließen sich seine Eltern scheiden, da sich Edith in einen Ingenieur am Institut für Strahlenschutz im benachbarten Stohl verliebt hatte und mit ihm ins wenige Kilometer entfernte Euskirchen zog.
Nach der Zeit bei der Marine begann er in Hamburg ein Journalistikstudium, bewarb sich jedoch bereits im zweiten Semester für einen Platz in der frisch gegründeten Henri-Nannen-Schule. Sein wohlrecherchierter Essay „Perkele – Finnische Mikroaggressionen gegen die Sowjetunion“ brachte ihm neben einem der begehrten Plätze an der Journalistenschule auch ein Stipendium und eine Veröffentlichung im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ ein.
Im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht war Ulrich schon immer sehr schüchtern gewesen, sodass ihm seine in der Pubertät erlangte Vorhautwucherung* erst mit der ersten Freundin im Alter von 26 Jahren wirklich auffiel. Auf Drängen seiner Freundin Marion ließ er sich operieren und blühte hernach wahrlich auf. Was zum einen zur Trennung von Marion führte, zum anderen auch der Hauptgrund für sein eher mittelmäßiges Abschneiden bei den Abschlussprüfungen war. 1986 begann er ein Volontariat beim Norddeutschen Rundfunk mit dem Schwerpunkt „Politik im Ostseeraum“, das im Folgejahr zu einer vollen Stelle aufgestockt wurde.
Im Sommer 1992 lernte er auf dem Sommerfest des NDR die Litauerin Indrë kennen und zog mit ihr, da ihr Arbeitsvertrag auslief, Anfang 1993 nach Vilnius. Dank seiner Kontakte und guter Referenzen aus Hamburger Zeiten fand er eine Anstellung im ARD-Auslandsstudio in Riga, konnte aber von Vilnius aus arbeiten, da sowieso nicht viel passierte. Auch der spätere Umzug des Studios nach Stockholm änderte nichts an diesem Arrangement und er faxte weiterhin seine Berichte aus Vilnius zu seinem Heimatsender. Ulrich und Indrë heirateten im kleinen Kreis am 5. Mai 1995, die Ehe blieb unerwartet kinderlos und endete im Jahr 2003 per Scheidung. Es folgten sieben Kurzzeitbeziehungen und Ulrich schloss langsam mit den (baltischen) Frauen ab.
Auch beruflich stagnierte es in diesen Jahren. So meldete sich beispielsweise zwischen dem 30.04.2010 und dem 15.07.2013 niemand von der ARD bei ihm. Aber da das Gehalt weiterhin gezahlt wurde, nahm Ulrich eben an, dass er auch noch weiterhin beschäftigt sei. Und so schaltete er einfach eine Rufumleitung des Bürotelefons auf das Mobiltelefon, kaufte sich ein kleines Haus in Trakai am See und verbrachte die Zeit mit Angeln und Touristenführungen. Erst die Ukrainekrise von 2014 störte die Ruhe am See und erfreute und verärgerte Ulrich gleichermaßen: das Interesse der deutschen Öffentlichkeit am Baltikum war durch die geplante Stationierung von NATO-Gerätschaften plötzlich erwacht und die ARD meldete sich nun wieder öfter bei ihm, um Informationen „zur aktuellen Lage“ zu bekommen. Ein Umzug zurück nach Vilnius ließ sich nicht vermeiden und ausgedehnte Angelausflüge konnte Ulrich erst 2016 wieder unternehmen, als das Interesse wieder spürbar nachließ. Seitdem: Angeln.
*riskanter Klick