In seiner Freizeit nimmt der Grantlfant gern an Wettbewerben teil, nur mit dem Ziel, dass die Beiträge trotz ihrer minderwertigen Qualität abgelehnt werden. Hier gibt es nun für alle außerhalb der Jury auch nochmal die Möglichkeit, unseren Kram abzulehnen:
Trigger-Warnung: Wer nur in dieser Kategorie schmökert, um sich am Elend der Zurückweisung zu ergötzen, der sollte nur bis zum zweiten Bildchen lesen und sich im Stillen freuen. Denn dieser Beitrag endet zumindest mit einem halben Happy End (für den Grantlfanten) und somit mit einem halben Sad End (für diese Kategorie).
Der Grantlfant wollte wieder einmal die Grenzen ausloten; diesmal nicht nur die des Machbaren oder die des guten Geschmacks – nein – auch die der zu bespielenden Medien. Nach zahlreichen Misserfolgen in Text- und Bildform widmete er sich nun der Kategorie „Ton“. Also Ton wie in Klang, nicht Ton wie in Töpfern. Sobald sich aber die Möglichkeit auftun sollte in einem Töpferwettbewerb zu scheitern, wird sich der Grantlfant natürlich auch dieses Mediums annehmen.

Die „Alte Rundfunk-Dame“ (ARD) hatte also Geld und Sendezeit übrig und wollte fleißige Hörspielbauer damit beschenken. Zur Wahl stand die Teilnahme in den Kategorien Kinderhörspiel (von Kindern, nicht für, über oder gegen Kinder), Stundenhörspiel und Kurzhörspiel. Gegen die Kategorie Kinderhörspiel sprach das beträchtliche Alter des Grantlfanten, gegen das Stundenhörspiel die Stunde. Übrig blieb also nur die Kategorie PiNball Kurzhörspiel, bei der eine höchstens 20-minütige Darbietung einzureichen war. Da dies in der Theorie auch Hörspiele im Sekundenbereich zuließ, schöpfte man im Hause Grantlfant Mut ob der Machbarkeit. Noch mehr Mut schöpfte man aber aus den Gewinnerbeiträgen des letzten Jahres (so zum Beispiel „Eine Wurst erzählt einen Schwank aus ihrem Leben“) und so blieb nur noch die Frage, mit welchen Preisen die ARD den Grantlfanten zu überschütten gedachte.
Die fünf von einer Jury zu Gewinnern bestimmten Stücke sollten im SWR2-Radio und bei einer öffentlichen Vorführung in Karlsruhe gespielt und mit einer Aufwandsentschädigung (200 Euro) belohnt werden. Außerdem staubt der Gewinnergewinner noch einmal 1000 Euro ab, sollte er/sie/es im ARD/ORF/SRF gespielt werden, zudem sollte es noch eine Trophäe und eine Urkunde geben! Im Urkundenschrank musste also ordentlich Platz geschaffen werden.
Kurzerhand schloss der Grantlfant seinen Praktikanten im Arbeitsstüberl ein und ließ ihn erst nach Ablieferung eines Manuskripts wieder heraus¹. Dann wurden in sorgfältiger und mühsamer Kleinarbeit die Tonaufnahmen aufgezeichnet, mit Musik und sonstigen Geräuschen hinterlegt und alles für die ARD zusammengeschnipselt. Dann noch schnell eine Kurzbiographie hingeschludert („geboren, beschult, belehrt, gegrantlt, gefantlt, vermehrt.“) und alles zusammengepackt und verschickt.
Und nach langem, zermürbendem Warten kam dann auch endlich die Absage. Glück für die Zukunft kann sich der Grantlfant auch selbst wünschen! Dass abermals jemand anderem der Vorzug gegeben wurde, ließ den Grantlfanten in Argwohn zurück. Schließlich hatte der Praktifant sich dieses Mal wirklich ein wenig Mühe gegeben: Ein brandaktuelles Thema, nah an den Menschen und natürlich alles sehr hip und peppig. Inklusive satter und handfester Störgeräusche.
Wieder schwebten so neidvolle wie unbewiesene Behauptungen im Raum: So schien man bei der ARD ohnehin auf den „richtigen“ Bewerber gewartet zu haben – warum auch sonst wurde dereinst die Deadline für die Abgabe in letzter Minute noch um eine Woche verlängert? Die zusätzliche Zeit hätte der Grantlfant nutzen können, um am Hörspiel herumzuschrauben und noch weiter zu verbessern². Doch passé, die Einreichung war – pflichtbewusst wie wir sind – bereits geschehen. Außerdem studierten die Gewinner der letzten beiden Jahre an den Kunsthochschulen in Karlsruhe, von denen sich auch Mitglieder der Jury rekrutierten. Zufall? Der Grantlfant sagt: Vielleicht.

Aber der Grantlfant wäre nicht der Grantlfant, wenn er sich von solchen Rückschlägen abschrecken ließe. Denn wäre es nicht unglaublich verlockend, wenn ein abgelehnter Wettbewerbsbeitrag gleich doppelt auf Ablehnung stieße? Also wurde das Hörspiel kurzerhand weiter in Richtung Leipzig geleitet, wo der Verein Hörspielsommer ebenfalls das beste Hörspiel prämieren wollte.
Und es fing – ähnlich wie bei der ARD – vielversprechend an: die Einreichung wurde zum Ablauftermin um 10 Tage verlängert. Man schien also mit der Einsendung unzufrieden zu sein. ‚Ablehnung, Ablehnung!‘ riefen bereits die Spatzen von den Dächern und der Beitrag für die schönste aller Misserfolgskategorien nahm bereits gedankliche Gestalt an. Doch halt! Sollte sich Renitenz doch auszahlen? Stets war es der Grantlfant gewohnt nach dem ersten Scheitern die Flinte ins Korn zu pfeffern. Doch beim ersten Versuch einen zweiten Versuch zu unternehmen nun das: Der Hörspielsommer Leipzig schien aufgegeben zu haben und winkte das Hörspiel – nachdem man 2016 ein famoses Manuskript bereits abgelehnt hatte – einfach durch. Da steht er nun, der Grantlfant, verdientermaßen in den Top 22. Von 98 eingegangenen Beiträgen.
Das bedeutet: Der Grantlfant wird in aller Öffentlichkeit und im Rahmen der Endauswahl am 15. Juli um 15:55 Uhr in Leipzig über den Wiesen des Richard-Wagner-Hains hörspielen, um schlussendlich zum König der Könige der Hörspiele ausgerufen zu werden!
Zum Abschluss noch eine gute Nachricht für die Freunde dieser Blog-Kategorie: Noch ist nicht über das endgültige Gewinnerstück entschieden worden. Dank des mehrstufigen Entscheidungsprozesses darf also weiterhin auf baldige Ablehnung gehofft werden!
Update: Wie zu erwarten war, darf dieser Beitrag weiterhin als abgelehnter Wettbewerbsbeitrag klassifiziert bleiben. Zwar trötete der Grantlfant in Leipzig öffentlich herum, doch prämiert wurden beim Hörspielsommer 2018 natürlich andere. Wer sich vergewissern will, dass dies zu Recht geschah, der höre sich doch einfach unser bisher bestes Hörspiel selbst an.
¹ Ist ein 10-minütiger, gut gemeinter Freiheitsentzug bereits strafbar? Wir fragen für einen Freund.
² Eine Illusion, der wir uns aber gern hingeben wollen.