Ein Traumbild hat mich des Nachts geschreckt,
Ein geiles, gefräßiges Weib.
Das hat mir brünstig den Fuß geleckt
Und das Bein und das Knie und den Leib.
Und ich könnt' mich nicht wehren und konnte nicht schrein,
Und das Weibsbild biß sich in mich hinein,
Und ich fühlte, wie mir der Angstschweiß troff,
Und wie ihn das Scheusal heruntersoff.
Und als ich endlich aufgewacht,
Da hab' ich das Weib gesucht,
Und habe durch die mondhelle Nacht
Dem ekeln Traumbild geflucht.
Doch mein Leib war gelähmt, und mein Herz war leer,
Und die triefenden Glieder hingen schwer;
Und ich schloß die Augen, um nichts zu sehn, -
Doch der Mondschein greinte mich an; -
Und ich wußte: was mir im Traum geschehn,
Hat das Weib im Monde getan.


Erich Mühsam